Kerb in Mittelheim
Kerbe-Sektumtrunk in der Basilika
Kirchort Sankt Ägidius feierte Kirchweih der ältesten Basilika des Rheingaus
Mittelheim. (sf) Sie ist die älteste Kirche des Rheingaus und hat eine wechselvolle und spannende Historie vorzuweisen: 1131 wurde der romanische Sakralbau in Mittelheim errichtet. Das würde man beim Ansehen der Kirche nicht vermuten: „Der romanische Bau der äußerlich schlichten, dreischiffigen Pfeilerbasilika stammt aus dem 12. Jahrhundert. Und die Fundamente der Südseite stehen auf Resten eines Vorgängerbaus aus dem 10. Jahrhundert!“, erläuterte Hermann Becker vom Freundeskreis der Basilika am Samstag beim Kerbefest. Denn stolz nehmen die Mittelheimer für sich in Anspruch, die älteste Kirche im Rheingau zu besitzen. Der rührige Förderverein, der sich vor einigen Jahren gegründet hat, sorgt mit großem Engagement für den Erhalt der Kirche und informierte zur Kirchweihe rund um die Basilika und den Freundeskreis. Dieser Verein bietet besondere Konzerte wie das große Weihnachtskonzert mit Rheingauer Künstlern, eine Festweinprobe im Pfarrkeller und verschiedene Veranstaltungen, mit denen Geld für die Finanzierung unterschiedlicher Projekte wie einem neuen Beleuchtungskonzept oder der Restaurierung wertvoller Heiligenfiguren in der Basilika gesammelt wird: „Beispielsweise die Statue des Heiligen Urban, Schutzpatron der Winzer, die um 1500 entstanden sein soll. Ein Jahrhundert älter ist die Statue des Kirchenpatrons Aegidius, ebenfalls ein Schutzpatron des Weins und jeweils am 1. September mit frischen Trauben geschmückt. Unter der Vierung ist die gotische Skulptur des Hl. Aegidius, die um 1380 entstanden ist, und die des Heiligen Urban zu sehen. Darüber hinaus beherbergt die Mittelheimer Basilika barocke Heiligenfiguren des 17. und 18. Jahrhunderts: über dem Eingang an der Westwand sind die Heilige Margarethe und der Heilige Georg über getötetem Drachen zu sehen, an den Arkadenpfeilern im Kirchenschiff Figuren des Aloysius, Josef, Antonius von Padua und nochmals Aegidius!“.
Das Fest der Weihe der ältesten Kirche des Rheingaus feierten rund 50 Gottesdienstbesucher am vergangenen Samstagabend mit einen besonderem Kirchweih-Gottesdienst, der der altehrwürdigen Basilika den angemessenen Glanz verlieh.
Dazu gehörte zum einen die musikalische Gestaltung mit dem wundervoll alpenländisch klingenden Chor „Klangfreunde“ um Kantorin Daniela Obst und das Orgelspiel von Peter Moussong. Auch Zelebrant Pfarrer Peter Lauer hatte den Gottesdienst zur Kirchweih besonders feierlich gestaltet. Hermann Becker von Förderverein versäumte es nicht, besonders denen zu danken, die den Gottesdienst so wundervoll gestaltet hatten. Und vor allem auch den Ehrenamtlichen aus dem Ortsausschuss und dem Freundeskreis der Basilika, die alles so festlich hergerichtet und organsiert hatten, dankte er. Dazu gehörte unter anderem auch Sonja Berg, die im Seitenschiff einen geselligen Sektumtrunk nach dem Gottesdienst vorbereitet hatte. In fröhlicher Runde wurde hier auf den „Geburtstag“ der Basilika angestoßen.
Und es lohnt sich auch, dass „Geburtstagskind“ einmal zu besuchen: „Die Mittelheimer Basilika ist eine der besonderen Sehenswürdigkeiten im Rheingau und für viele Rheingauer Gläubige gerade durch ihre mittelalterliche Schlichtheit ein besonderes Gotteshaus, das viele kostbare Schätze birgt. So erhielt die Kirche 1511 eine kunstvoll geschnitzte Holzkanzel aus der Werkstatt von Erhart Falckener, der in Abensberg geboren wurde und am Mittelrhein wirkte. Die kunsthistorisch bedeutsame bayerische Renaissancekanzel mit Schnitzereien und Inschriften ist bis heute sehr gut erhalten. In der Taufkapelle der Basilika gibt es außerdem den spätgotischen Taufstein von 1490 zu sehen, der von der Patrizierfamilie Fürstenberg gestiftet wurde und deren Familienwappen trägt!“.
Hermann Becker erläuterte, dass in der Zeit von 1699 bis 1720 das Sankt Viktor-Stift und die Familie Greiffenclau von Schloss Vollrads für einen Hochaltar und eine Ausstattung im barocken Stil sorgten. „Dazu gehören ein barockes Chorgestühl von 1684 und ein Beichtstuhl, der um 1700 entstand. Über dem Hochaltar, einem romanischen Block aus der Erbauungszeit, sieht man auch eine barocke Kreuzigungsgruppe von 1720. Durch eine Öffnung auf der Rückseite gelangt man in eine Confessio mit Altarmensa und Reliquiengrab. Die Basilika beherbergt auch Grabdenkmäler aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert für Adelspersönlichkeiten und Schöffen aus dem Rheingau. Der früheste dieser Epitaphe ist Margaretha von Frankenstein gewidmet. Aufwändig mit Familienwappen verziert und Inschrift versehen ist auch das Grabmal für die am 26. Mai 1658 verstorbene Rosina Greiffenclau von Vollrads!“.